Mit wehendem Umhang betrat Severus Snape seinen Klassensaal und ließ die Tür lautstark ins Schloss fallen. Wie immer hatte dies zur Folge, dass die Schüler schlagartig verstummten und zu ihm sahen. Gerade in der siebten Klasse Gryffindor Slytherin war Aufmerksamkeit das A und O, beinhaltete diese Klasse schließlich Draco Malfoy plus Bodyguards und Harry Potter samt Anhang, die immer wieder für Ärger sorgten – und die wandelnde Katastrophe Neville Longbottom. Nur noch fünf Monate, dachte er erfreut. Fünf Monate, und dann würde er sich nie wieder mit diesen Plagegeistern herum schlagen müssen, weder im Klassensaal, noch sonst irgendwo in Hogwarts. Dafür kamen zwar neue Dummköpfe nach, wie jedes Jahr, aber diese Gruppe hier würde wohl nichts so schnell toppen.

 

Sein Blick glitt in gewohnter Routine über die Tische und er runzelte die Stirn. „Wo sind Thomas, Patil, Brown, Parkinson, Bulstrode, Greengrass, Nott und Crabbe?“, entfuhr es ihm ungehalten. Acht Schüler kamen zu spät, davon fünf von seinem Haus? Das konnte eigentlich nicht sein.
Wie immer meldete sich Fräulein Neunmalklug, wenn auch nur zögerlich, und er sah sie scharf an „Granger?“
„Die sind alle im Krankenflügel wegen der Grippe“, erwiderte das Mädchen mit fester Stimme.
Severus runzelte die Stirn. „Grippe? Seit wann behält Madam Pomfrey die Schüler deswegen im Krankenflügel?“
„Professor... Es ist die Muggelgrippe. Und der Krankenflügel hat sich heute rapide gefüllt, die Hälfte unseres Jahrgangs ist schon betroffen...“ Sie verstummte schnell unter seinem stechenden Blick.
„Nun, dann werden wir wohl ohne die Herrschaften weiter machen müssen.“ Muggelgrippe. In Hogwarts. Das hatte es auch schon lange nicht mehr gegeben. Bestimmt hatte der ein oder andere Muggelgeborene die Grippe mit aus den Weihnachtsferien gebracht, und diese kleine Epidemie ausgelöst. Gegen die Muggelgrippe halfen keine Tränke und auch keine Magie. Und die Kranken konnten während der Dauer der Grippe auch keine Magie anwenden, sie waren essenziell wie Squibs. Eine Woche würden die betroffenen Schüler in allen Fächern ausfallen.

 

Mit einem Schwung seines Zauberstabes erschien ein Rezept an der Tafel. „Der Portaltrank... Sie haben neunzig Minuten Zeit. Beginnen Sie.“ Wider besseren Wissens hoffte er einmal mehr, dass alle Schüler das dazugehörige Kapitel verinnerlicht hatten – so wie er es ihnen am Ende der letzten Stunde vor den Weihnachtsferien aufgetragen hatte.

Da acht Schüler fehlten, dazu noch vier Schüler, die Severus normal immer im Auge hatte aufgrund ihrer schieren Unfähigkeit, war die Stunde tatsächlich deutlich überschaubarer und ruhiger. Nur Granger half Longbottom immer mal wieder mit gezischten Befehlen und Hinweisen. Dieses Mal ließ Severus ihr das sogar durchgehen, denn der Trank war nicht ohne Tücken und Gefahren, und er hatte nun mal nur zwei Augen im Kopf, auch wenn die Schüler da sicherlich anderer Meinung waren.
Potter, Draco, Goyle und Weasley hielten ihre Köpfe brav über ihren eigenen Kesseln, zu ihrem Glück. Severus war immer noch ziemlich sauer auf die vier, oder besser gesagt fünf, Crabbe war an dem Chaos der letzten Stunde schließlich mit schuldig. Aber die Strafarbeit von vor Weihnachten hatte ihnen fürs Erste die dummen Flausen aus dem Kopf getrieben, wie es schien. Trotzdem war Severus wachsam, schritt zwischen den Brautischen entlang und sah vor allen Dingen diesen vier Unruhestiftern genau auf die Finger.

 

Die Stunde neigte sich dem Ende, als er schließlich mit einem unwirschen Schnauben seinen Zauberstab zückte und den Trank von Weasley verschwinden ließ. „Das ist ein T für diese Stunde, Weasley. Bis nächste Woche Montag erwarte ich einen Aufsatz über zwei Fuß über die Wirkung von Nachtschatten in diesem Trank, und ein Fuß darüber, warum man auf keinen Fall in der Phase, in der sich Ihr Trank befand, im Uhrzeigersinn rühren darf.“
Weasley ließ den Kopf hängen und biss sich auf die Unterlippe. Vermutlich, um sich einen Kommentar zu kneifen. Severus grinste fies. „Zwanzig Punkte Abzug von Gryffindor wegen Verschwendung teurer Zutaten...“

 

Es knirschte laut von Longbottoms Platz aus, dann gab es eine heftige Erschütterung und über Severus ertönte plötzlich ein fast ohrenbetäubendes Fauchen. Völlig entsetzt sah er an die Decke, wo sich ein riesiges Portal geöffnet hatte. „Longbottom, Sie riesengroßer Vollidiot...“ entfuhr es ihm panisch, während der Sog des Portals alle Menschen im Klassenzimmer erfasste und nach oben riss...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stöhnend rappelte Severus sich auf und schüttelte den Kopf, um die Benommenheit los zu werden, die ihn befallen hatte. Um ihn herum lagen seine Schüler, alle in diversen Stadien des Bewusstseins. Granger, Finnegan und Draco waren wie Severus selbst schon auf den Beinen, Potter und Goyle saßen noch auf ihren vier Buchstaben und hielten sich beide die Köpfe, Longbottom, Zabini und Weasley lagen auf dem Boden und blinzelten gegen die Bewusstlosigkeit an.

 

 

 

Granger war die Erste, die sich umsah. „Wo sind wir hier?“, entfuhr es ihr gleich auch gedämpft und sicherte ihr die Aufmerksamkeit ihrer Mitschüler. Severus hingegen sah sich selbst suchend um. Sie waren in einer Art Talsenke oder Schlucht gelandet, umgeben von hohen, schroffen und dunklen Felsen. Severus war sich nicht ganz sicher, aber anhand der dämmrigen Lichtverhältnisse ging er davon aus, dass es entweder früher Morgen oder später Abend sein musste, das Licht brach sich nur diffus, und der Nebel, der dicht über dem Boden hing, machte es nicht einfacher zu erkennen, wo sie hier gelandet waren. Leises Plätschern aus dem Nebel deutete auf einen See oder Bach hin, vielleicht konnten sie dort entlang gehen und so aus dieser Senke entkommen.
Aber erst musste er sich um die Schüler kümmern. „Das finden wir hoffentlich gleich raus, Miss Granger“, schnarrte Severus also und sah in die Runde. Longbottom, Zabini und Weasley waren inzwischen auch auf den Beinen, wenn auch noch ziemlich grün um die Nase. „Ist jemand... verletzt?“
Kollektives verneinendes Gemurmel antwortete ihn und er rollte mit den Augen, verbiss sich aber den Hinweis auf eine ordentliche Antwort, die vorzugsweise mit einem 'Sir' oder 'Professor' endete. Er hatte gerade tatsächlich größere Probleme zu bewältigen... „Gut, wenn keiner medizinische Aufmerksamkeit braucht, wollen wir doch mal heraus finden, wohin uns Longbottom in seiner unendlichen Unfähigkeit befördert hat.“

 

Longbottom hatte bei Severus' Worten wenigstens den Anstand, feuerrot anzulaufen und eine Entschuldigung vor sich hin zu murmeln.
Severus zückte seinen Zauberstab und hielt ihn hoch in die Luft. „Lumos solem!“

 

Der Zauber, der normalerweise alles taghell erleuchtete, hatte allerdings wenig Auswirkungen auf den Nebel. Severus sah in alle Richtungen. Hinter ihnen war eine steile, sehr hohe Felswand, die sich nach rechts und links in den Nebel zog, vor ihnen konnte er gerade noch das Ufer des Flusses oder Sees erkennen, den man die ganze Zeit leise hörte. Der Boden war ebenfalls felsig, karg und dunkel, kein Grün war zu sehen, nicht mal am Ufer. Er ließ den Zauber verklingen und sah nach oben, aber auch hier behinderte dieser allgegenwärtige Nebel jegliche Sicht.
„Es wird dunkler“, stellte Granger fest. „Wir sind definitiv nicht mehr in unserer Zeitzone, sondern einen halben Tag weiter.“ Sie runzelte die Stirn und Severus konnte die Rädchen in ihrem Kopf förmlich rattern hören, während sie grübelte. „Rein rechnerisch müssten wir uns irgendwo zwischen China, Australien, Neuseeland und dem Pazifik befinden. Es wird dunkel, es ist kühl. Vermutlich sind wir in der nördlichen Hemisphäre, wo jetzt wie bei uns in Schottland Winter herrscht. Dann sind wir wohl in Russland oder irgendwo im Himalaya, das würde von der Uhrzeit her am besten passen. Sind wir aber in der südlichen Hemisphäre, dann tippe ich auf die Neuseeländischen Berge. Ich war von einigen Jahren mit meinen Eltern mal in Neuseeland, da kann es in den Bergen selbst im Hochsommer abends sehr kalt werden. Für Australien ist es aber definitiv zu kalt, und da wäre es auch noch deutlich heller.“

 

Abgesehen von Finnegan sahen alle Granger irritiert an und Severus brummte „In Geographie genau so übereifrig gewesen wie in jedem anderen Fach, Miss Granger?“
Granger schnaubte leise „Scheint uns ja jetzt zugute zu kommen, oder? Seamus, was meinst du?“
Finnegan zuckte leicht mit den Schultern. „Kannst schon recht haben. So gut bin ich in Erdkunde nicht, aber dass wir nicht in Australien sind, steht fest. Und wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass wir im Himalaya sind. Hier liegt nirgendwo Schnee, und so kalt ist es dann auch wieder nicht.“ „Im Rest von Russland und in China ist auch Winter“, warf Potter nachdenklich ein. „Onkel Vernon hat vor ein paar Jahren mal eine Reportage gesehen über die russischen Winter, da hab ich ein paar Blicke erhaschen können. Und wenn ich mich dann noch daran erinnere, wie dick die Durmstrang Uniformen waren, glaube ich nicht, dass wir da irgendwo gelandet sind.“
„Also wahrscheinlich Neuseeland. Aber im Moment bringt uns das Wissen gar nichts, wir sind hier irgendwo im Nirgendwo und müssen erst mal Zivilisation finden“, beendete Severus diese Diskussion mit scharfem Ton.

 

Draco, der die ganze Zeit stumm geblieben war, schnarrte „Kannst du uns keinen Portschlüssel machen?“

 

„Nein“, erwiderte Severus und bedachte seinen Patensohn mit einem genervten Blick. „Portschlüssel funktionieren auf diese Distanz nur, wenn du ganz genau weißt, auf welchem Längen- und Breitengrad und auf welcher Höhe du dich befindest, immerhin musst du die Krümmung der Erde mit einrechnen. Ich gehe garantiert nicht das Risiko ein, uns irgendwo im Meer zu versenken, oder schlimmer, mitten in einem Berg zu enden.“
„Und Apparieren funktioniert auch nicht?“, fragte Draco nach.
Severus rollte mit den Augen und beantwortete diese Frage gar nicht, statt dessen wandte er sich dem Nebel zu. „Hier ist Wasser. Und wo Wasser ist, ist ein Weg aus der Senke hier. Wir folgen dem Fluss, sofern es einer ist. Mir nach.“ Ohne auf Antwort oder Zustimmung zu warten, marschierte er los, den Zauberstab locker in der Hand haltend.
Hinter ihm eilten die acht Schüler und anhand des Umhanggeraschels ging er davon aus, dass die kleinen Dummköpfe ebenfalls ihre Zauberstäbe gezückte hatten. „Halten Sie sich mit irgendwelchen Sprüchen zurück, verstanden? Keiner zaubert ohne meine Erlaubnis. Wir sind höchstwahrscheinlich nicht in der magischen Welt, hier könnten uns Muggel über den Weg laufen.“

Die Wanderung durch den Nebel dauerte schon etwa eine Stunde, als die Schüler stehen blieben. „Professor... Das ist kein Fluss, sondern ein See“, stellte Granger irgendwann genervt fest. „Und ich hab das Gefühl, dass ich hier schon mal war. Wir laufen im Kreis.“
Severus stoppte nun ebenfalls und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in die Nasenwurzel. Also hatte ihn sein Gefühl doch nicht getrogen. „Dann sollten wir zu den Felswänden und sehen, ob wir da einen Ausgang finden. Offensichtlich wird der See unterirdisch gespeist.“


„Professor...“
„Was ist denn jetzt schon wieder, Granger?“, brummte Severus ungehalten. Inzwischen war es dunkel und alle hatten ihre Zauberstäbe mit dem Lumos erhellt, um noch genug sehen zu können.
„Sehen Sie mal, hier in der Wand. Das sieht aus, wie Inschriften.“ Sie trat an den Felsen heran. Severus drehte sich zu ihr und sah, wie sie mit einem Schlag vollkommen steif wurde. „Das... kann nicht sein...“, entfuhr es ihr irritiert.
Die Schüler und auch er umringten sie und betrachteten diese Inschriften ebenfalls. Sie bildeten einen Halbkreis mitten im Fels, und drumherum wirkte es, als wäre der Umriss eines großen Tores eingemeißelt worden.
„Das... ist elbisch... Sindarin! Aber...“, stammelte sie.
„Sindarin?“, entfuhr es Severus genervt – und Draco erstaunt.
Draco trat näher an den Fels heran. „Du hast recht, Granger, das ist Sindarin. Sprich Freund, und tritt ein!“
Granger fuhr zu Draco herum und starrte ihn entsetzt an. „Du kannst das auch lesen?“
„Hmhm...“ Dracos Mimik schwankte zwischen Unglauben, Faszination und Angst, während Granger fast nur noch Angst ausstrahlte.

 

„Was ist Sindarin?“ Potter stellte die Frage, die auch Severus auf der Zunge lag.
Draco drehte sich zu ihm um. „Die Elbensprache, die sich Tolkien für sein Buch Der Herr der Ringe ausgedacht hat. Diese verschnörkelten Symbole sind Buchstaben. Und da steht: Sprich Freund, und tritt ein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, wir sind auf Mittelerde, dem Kontinent, auf dem das Buch spielt, und zwar vor den Minen von Moria, der Heimat der Zwerge. Laut dem Buch ist das hier der Haupteingang zu den Minen.“
Schweigen herrschte auf Dracos Worte. Bis Severus den Kopf schüttelte. „Ich glaube es zwar nicht... Aber es gibt wohl nur einen Weg, um die Wahrheit heraus zu finden. Wie lautet die Antwort, um das Tor zu öffnen?“
Draco musterte Severus für einige Sekunden mit einem bedeutungsschweren Blick, den Severus nicht einordnen konnte, dann sah er zu Granger. „Freund...“
Ihre Lippen zitterten, als sie antwortete.

 

 

 

„Mellon...“

Severus' Hände flogen förmlich zu Draco und Granger und er zerrte die Beiden von dem plötzlich leuchtenden Tor weg. Auch die anderen Schüler stolperten rückwärts, während das Leuchten intensiver wurde und nach wenigen Sekunden Stein auf Stein scheuerte, als das Tor sich langsam nach außen hin öffnete.

 

„Das kann nicht wahr sein... Was ist das für ein Zauber?“ Granger schüttelte wie wild den Kopf. „Das ist ein verdammtes Buch!“
Severus ließ sie los und feuerte einen neuen Sonnenzauber ab, dieses Mal in den schwarzen Schlund hinter dem Tor. Und dieses Mal hinderte kein Nebel die Sicht auf das, was sich in der Höhle befand...
Leichen, dutzende und aberdutzende Leichen in Rüstungen.
„Oh bei Merlins alten Socken“, flüsterte Weasley entsetzt. „Was ist denn hier passiert?!“
Draco und Granger antworteten wie aus einem Mund. „Orks.“
„Orks sind in die Minen eingefallen und haben die Zwerge abgeschlachtet. Die haben sich da eingenistet... Da können wir auf keinen Fall durchgehen! Wir müssen die Felstreppe finden, die aus der Schlucht hier raus führt“, erklärte Draco mit nun doch leicht belegter Stimme.
„Und wohin sollen wir dann gehen?“, brummte Severus. In einem Buch gestandet... Das konnte nur ein ganz, ganz dummer Scherz sein!
Granger hatte natürlich prompt eine Antwort parat. „Nach Bruchtal... Sofern das hier keine irre Falle von Voldemort ist.“
Severus schüttelte leicht den Kopf. „Nein... das passt nicht zum dunklen Lord. Viel zu filligran.“
„Aber wie erklärst du dir dann, dass wir ganz offensichtlich nicht mehr auf der Erde sind?“, murrte Draco.

 

Severus zuckte mit den Schultern. „Magie und ein unfähiger Tölpel am Kessel?“

 

 

 

Granger rollte mit den Augen und setzte zu einer Antwort an, stieß dann aber statt dessen einen spitzen Schrei aus und wurde mit Wucht nach hinten gerissen. Aus dem Wasser schlängelten sich Tentakel hervor und griffen die ganze Gruppe an.
„Oh Mist, der Kraken!“ stöhnte Draco und riss seinen Zauberstab hervor „Holt Granger da runter! Diffino!“ Zwei gezielte Zauber auf den Tentakel, der Granger am Knöchel kopfüber über dem See hielt, zeigten Wirkung und sie stürzte schreiend ins Wasser. Severus schoss weiter Diffino auf die Tentakel, während Potter und Zabini Granger aus dem Wasser zerrten.
Immer mehr Tentakel drängten an Land und schlängelten sich mit unglaublicher Geschwindigkeit auf die Schüler zu. „Zurück!“, schrie Severus und zielte ins Wasser. „Bombarda!“

 

Eine Fontäne spitzte nach oben, Tentakel flogen durch die Luft und klatschte mit ekelerregendem Ton auf die Felsen um sie herum.

 

Granger wimmerte „Nicht in die Minen, das ist unser Todesurteil!“
„Hier draußen bleiben ist auch keine Option, los jetzt!“ Potter packte sie am Arm und schleifte sie hinter sich her, die anderen folgten dem Duo – nur Draco zögerte. Er gesellte sich zu Severus und schoss ebenfalls Zauber ins Wasser „Granger hat recht, da drinnen wartet nur der Tod auf uns.“
„Potter hat, so ungerne ich das zugebe, ebenfalls recht. Hier draußen ist dieses Viech, und ich weiß nicht, ob wir die Treppen aus der Schlucht ohne Verluste finden werden. Das Ding hat mehr Arme als ich es für möglich halten würde!“ Severus nickte nach hinten. „Rein mit dir, jetzt.“
Draco legte seine Hand auf Severus' Unterarm. „Du auch, komm. Weasley, Blaise und Finnegan stehen am Eingang, die geben uns Deckung.“

 

Gleichzeitig sprinteten die Beiden los, gefolgt von vielen Tentakeln. Zabini, Finnegan und Weasley schlossen sich dem Spurt in die Tiefen der Mine an, kaum dass Severus und Draco bei ihnen waren, denn diese Tentakel folgten ihnen unerbittlich trotz des Bombardements an Zaubern – Bis ein massiver Körper vor dem Tor stoppte und nicht mehr weiter kam.
Am Ende dieser von Leichen gepflasterten Halle blieben die Neun stehen und starrten auf die Tentakel und den bröckelnden Fels. „Oh Gott, das ist wie im Buch, Malfoy. Das Tor stürzt ein, und wir sitzen hier fest!“
„Ich sehs...“, murmelte Draco, während die herabstürzenden Felsen die Tentakel unter sich begruben, ihnen den Weg nach draußen vollkommen versperrten und es in der Höhle stockdunkel wurde.

 

Draco warf einen Sonnenzauber in die Höhle und schluckte. „Das gefällt mir ganz und gar nicht!“ Er sah zu Granger und stutzte. „Sag mal... Was ist das?!“ Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und seine Hand fuhr zu ihrem Hals. Sachte zog er eine goldene Kette unter ihrem Schulumhang hervor, an der ein breiter, schlichter Goldring baumelte. „Trägst du immer ein Replika des einen Rings mit dir rum? Ich hab dich noch nie Goldketten tragen sehen...“
Granger starrte vollkommen fassungslos auf den Ring, bevor sie hysterisch zu lachen anfing. „Das... ist ein schlechter Witz... Verdammt, Fred, George, wenn ihr damit was zu tun habt, dann Gnade euch Gott!“
Draco besah sich den Ring eingehend, bevor er ihn mit angewidertem Ausdruck los ließ. Unschuldig baumelte das Schmuckstück an der Kette um Grangers Hals und reflektierte den sanften Schein des Lumos Solem. „Er fühlt sich unglaublich schwarzmagisch an, Granger. Wenn ich wirklich glauben wollen würde, dass wir in Mittelerde sind, dann würde ich dir sagen: Das ist der eine Ring.“

 

Sie schielte kalkulierend auf den Ring runter. „DAS werden wir noch sehen.“ Mit geschickten Fingern öffnete sie die Kette, nahm den Ring und legte ihn vor sich auf den Boden. Dann zückte sie ihren Zauberstab. „Macht Platz.“
Alle wichen von ihr und dem Ring zurück. „Was haben Sie vor?“ Severus beobachtete sie mit finsterer Mine.

 

„Den Ring verbrennen.“ Sie zog einen Bannkreis um den Ring, bevor sie mit dem Zauberstab genau darauf zeigte. „Incendius inferna!“

 

Severus riss die Augen auf. Höllenfeuer? Woher kannte das Gör diesen Zauber? Wenn sie den nicht beherrschen konnte, dann...

 

Die fast unerträglich heißen Flammen des Höllenfeuers brachen aus ihrem Zauberstab hervor und stürzten sich hungrig auf das glänzende Metall. Hastig zog Granger den Bannkreis um den Ring und das Feuer in die Höhe, so dass sich ein Dom bildete. Es war deutlich zu sehen, dass das Aufrechterhalten des Bannkreises sie anstrengte, binnen weniger Sekunden standen ihr die Schweißperlen auf der Stirn und ihre Stabhand begann zu zittern, also kam Severus ihr zur Hilfe und auch Draco und Potter stellten ihre Magie zur Verfügung, bis die Flammen schließlich erloschen.
Granger starrte mit verzweifelter Mine auf den glühenden Ring, auf dem sich Schriftzeichen gebildet hatten und sich von dem Gold deutlich abhoben. „Du... hast recht, Malfoy... Was hat das zu bedeuten?!“

 

Draco sah in die Runde, sah jeden einzelnen an, auch Severus, und seufzte schwer. „Wir sind Neun, du hast den Ring, wir sind in den Minen verschüttet mit nur einem Weg nach draußen... Ich fürchte, wir sind die Gefährten... Aber wo sind dann die echten Gefährten?“

 

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